Montag, 26. Juli 2021

Libori 1897

 


Libori 1897: Da war alles ganz anders

85jähriger Haarener erzählte die Geschichte

Anläßlich des Libonfestes schickte Paderborn, dem WV folgende Geschichte, die ihm ein 85jähriger Haarener erzählt hat­te:

Es mag an Libori 1897 gewesen sein, als In Helmem, Kreis Bü­ren, der achtjährige Wilhelm mit seiner elfjährigen Schwester Berta gegen 7 Uhr morgens los­marschierten, um in Paderborn einen mageren Hahn, den sie in einem Korb mitschleppten, zu verkaufen. Der kleine Wilhelm hatte zuvor mit einem Messer seine Schuhe vom aufgeschlitzt, weil sie zu, klein waren. Auf dem langen Wege versuchten es die beiden mal barfuß, mal in Strümpfen und wieder in Schu­hen.

Auf der Westernstraße, etwa vor der Eisenhandlung Oberbeck, promenierten sie etwas ver­schüchtert auf und ab. Schließ­lich fragte Kaufmann Oberbeck, der die beiden schon eine Weile beobachtet . hatte, ob sie den Hahn verkaufen wollten, und was er kosten sollte. Die Mutter hatte den Kindern eingeschärft, daß der Hahn zwei Mark bringen müßte. Sie bekamen das Geld.

Nun ging es zum Pottmarkt, wo sie fünf Steingut-Kaffeetas­sen kaufen sollten. Die Tassen kosteten 1,75 Mark; den Rest von 25 Pfennig durften sie für sich verwenden, denn es war ja Libo­ri. Da die Kinder einen großen Hunger verspürten, kauften sie sich jeder eine Rinderwurst und ein Brötchen. Damit war das Geld auch schon ausgegeben.

Obwohl es auf dem Liboriberg noch so manche Verlockung zu sehen gab, gingen sie wieder schnell aus der Stadt und ver­zehrten dann in aller Ruhe ihre schöne Rinderwurst. Froh und glücklich trafen sie spät nach­mittags wieder bei Muttern ein und erzählten im ganzen Dorf: "Wir waren auf Llboril"

Sonntag, 25. Juli 2021

„In Haaren hat de Boen de Oen verfroren"

Aus Westfälisches Volksblatt v. Fr. 23.7.2021

Wenn das Mäken auf dem Guul sitzt

Von Dietmar Kemper

PADERBORN (WV). .,Höpper" nannten die Paderborner den Frosch, .,Mäken" ein Mädchen. Und wenn es im Winter eiskalt war und sich die Bauern die Ohren warm­rieben, sagte man in Haaren: „In Haaren hat de Boen de Oen verfroren", während es im nicht weit entfernten Leiberg hieß: .Jn Leiberch hat de Buen de Uen verfru­en",

Die Beispiele zeigen: Das paderbörnische Platt wirkt wie aus der Zeit gefallen und konnte sogar von Dorf zu Dorf unterschiedlich sein. Wie unsere Vorfahren gesprochen haben, be­schreiben Doris Tophinke, Nadine WaJlmeier und Ma­rie-Luis Merten in dem Buch .Das paderbörnische Platt:

Niederdeutsch im Gebiet der Kreise Paderborn und Höxter". Es ist im Aschen­dorff-Verlag in Münster als dritter Band der Reihe zu westfälischen Mundarten erschienen. Doris Tophinke ist Professorin für Allgemei­ne und germanistische

Sprachwissenschaft an der Universität Paderborn und erforscht das Niederdeut­sche in Geschichte und Gegenwart. Die Germanistin Nadine Wallmeier arbeitet als Wissenschaftliche Mit­arbeiterin im Projekt „Dia­lektatlas Mittleres West­deutschland (DMW)" mit, in dem die Universitäten Pa­derborn, Bonn, Münster und Siegen Dialekte in NRW, Niedersachsen und Rhein­land-Pfalz lokalisieren und auswerten. Marie-Luis Mer­ten wiederum befasste sich in Paderborn bis zu ihrem Ruf an die Universität Zü­rich mit der Grammatik des Niederdeutschen.

Aber warum lohnt sich die Beschäftigung mit dem Platt- oder Niederdeutschen überhaupt noch, wenn kaum noch jemand es praktiziert und versteht? .Bis ins 16. Jahrhundert hinein wurden auch im Paderborner Raum nur Niederdeutsch oder La­tein gesprochen und ge­schrieben, das war nicht nur die Sprache der Bauern", be­tont Doris Tophinke. Ausge­hend von den Städten sei dann ab dem 17. Jahrhundert nicht mehr niederdeutsch geschrieben worden, und nach 1945 habe man auch weitgehend aufgehört, es zu sprechen und an die Kinder weiterzugeben. Tophinke: „Plattdeutsch wurde stark abgewertet. Eltern hatten die Sorge, dass die Kinder in der Schule ein Problem bekommen, wenn sie zuhause nur Platt sprechen."

Noch beherrschen ältere Menschen das paderbörni­sche Platt. .,In Elsen, Osten­land oder Leiberg gibt es noch viele Plattsprecher in der Generation 60-plus", weiß Nadine Wallmeier. Für den Dialektatlas Mittleres Westdeutschland hat sie seit Ende 2016 bereits 200 Per­sonen befragt - zum Beispiel dazu, wie sie auf platt­deutsch eine Katze oder Pfanne nennen, ob es sprachliche Unterschiede im Nachbardorf gibt und mit wem sie sich noch in dem Dialekt unterhalten. Die interviewten Menschen sol­len auch Sätze übersetzen wie „Der gute alte Mann ist mit dem Pferd durchs Eis gebrochen und ins kalte Wasser gefallen". Sie stam­men von dem Sprachwis­senschaftler Georg Wenker aus dem 19. Jahrhundert und dienen noch immer als Grundlage für die Recherche über deutsche Dialekte und Dialektgrenzen.

Was ist das Eigentümliche am paderbörnischen Platt? .Die niederdeutschen Dia­lekte unterscheiden sich nicht so sehr bei den Konso­nanten, der Unterschied liegt im Vokalismus", ant­wortet Doris Tophinke. Im paderbörnischen Platt gebe es viele Zwielaute, also zwei Selbstlaute hintereinander. Als Beispiel dafür nennt Na­dine Wallmeier „Guul" oder „Giul" für Pferd. Hier folgen zwei Vokale aufeinander so wie in „Hius" für Haus.

Neben dem paderbörni­schen Platt gibt es das Pa­derbörnsch, was nicht das­selbe ist. Beim Versuch der Paderborner Stadtgesell­schaft, im 18. Jahrhundert Hochdeutsch zu sprechen, sei viel Plattdeutsch einge­flossen und diese Mischung bezeichne man als Pader­börnsch, erläutert Doris Tophinke und nennt „chanz chut" als Beispiel dafür.

Tophinke (57) und Wall­meier (45) fänden es schade, wenn das Plattdeutsche aussterben würde. Denn dann würden schöne Wörter wie „betuppen" für betrü­gen, .Katte" für Katze oder „Mulwurp" für Maulwurf mit verlorengehen. Übri­gens ist auch „Paderborn" plattdeutsch und bezeichnet die Quelle der Pader.

Das Buch „Das paderbör­nische Platt: Niederdeutsch im Gebiet der Kreise Pader­born und Höxter" ist im Aschendorff-Verlag erschie­nen, hat gut 100 Seiten, die ISBN-Nummer 978-3-402- 14346-9 und kostet 9,95 Euro. 

Dazu noch ein kleinner Hinweis auf einen früheren Artikel zur "Plattdeutschen Messe" https://haaren-anno.blogspot.com/2020/11/plattdeutsche-messe.html

Montag, 19. Juli 2021

Filme über Haaren

 

https://www.youtube.com/watch?v=dz-PZ... #LWLFilmarchiv #Haaren #1940


Die „Einblicke ins Filmarchiv“ zeigen in 3-4 Minuten ausgewähltes Originalfilmmaterial aus den umfangreichen Filmarchiv-Beständen des LWL-Medienzentrums für Westfalen. Die Filmquellen aus verschiedensten Themenbereichen und Jahrzehnten sind eindrucksvolle Zeitdokumente und geben vielfältige Einblicke in die Geschichte der Region Westfalen und den Alltag der dort lebenden Menschen. Professionelle Aufnahmen, aber auch Amateurfilme aus Westfalen-Lippe reichen bis in die 1920er Jahre zurück. Gerade das Amateurfilmmaterial erlaubt einen scheinbar unverstellten Blick auf das Leben der Menschen und vermittelt eine unmittelbare Nähe zu deren Alltag, erfordert aber auch eine fundierte Einordnung. Die „Einblicke ins Filmarchiv“ werden daher von Experten aus dem Filmarchiv anmoderiert, die die Filmquellen genauer vorstellen. Kurz und prägnant geben sie Hintergrundinformationen zur Entstehungszeit sowie zur Art des Materials und stellen die jeweiligen Filmemacher:innen vor. Die Online-Textdatenbank unseres Filmarchivs ermöglicht zudem eine Recherche in über 4.000 Filmdokumenten, die in voller Länge als Digitalisat angefragt werden können: https://bit.ly/3s0FwJm Hier geht's zu weiteren "Einblicken ins Filmarchiv": Camping am Sorpesee | bei Arnsberg 1930er: https://www.youtube.com/watch?v=9IQAo... Seifenkisten-Rennen | Drolshagen 1962: https://www.youtube.com/watch?v=CUG1k... Hausbesetzung im Heusnerviertel | Bochum 1980er: https://www.youtube.com/watch?v=oKOzE... Schnadgang und Poaläsen | Mellrich 1973: https://www.youtube.com/watch?v=ogOjt... Autokauf | Gevelsberg 1950er: https://www.youtube.com/watch?v=Ix0lA... Karneval | Attendorn 1970er: https://www.youtube.com/watch?v=dz-PZ... #LWLFilmarchiv #Haaren #1940
 

 Alltagsleben im Paderborner Land 1939 – 1947 Videodatei im mp4-Format, 2002 historischer Film, ca. 30 Min., s/w
https://westfalen-medien-shop.lwl.org/download-medien/